Wiedereröffnung der Clubs in Sichtweite?!
Eine Befragung unter Mitgliedern der Clubcommission zeigt, wie die Wiedereröffnung der Berliner Clubs aus Sicht von Betreiber:innen und Veranstalter:innen gestaltet werden kann. Zwar haben derzeit rund 80 Prozent der befragten Clubs ihren Betrieb eingestellt, doch schon im März wäre die Wiedereröffnung der Berliner Clubkultur möglich, sollte eine Lockerung der Maßnahmen zeitnah beschlossen werden.
Auch wenn die Infektionszahlen aktuell Höchstwerte erreichen, sind die Krankheitsverläufe bei geimpften Personen in der Regel milder und die Intensivstationen dadurch weniger belastet. Auch deshalb haben Dänemark, Norwegen, Finnland oder Spanien umfangreiche Lockerungen der Coronamaßnahmen verabschiedet, die auch die Wiedereröffnung der Clubs ermöglichen. Es bleibt offen, ob sich dieser Trend in den kommenden Wochen bestätigt und der Ländervergleich aufgrund abweichender Gegebenheiten überhaupt möglich ist. Währenddessen werden die Rufe nach Lockerungen auch in Deutschland lauter.
Vor diesem Hintergrund hat die Clubcommission eine Befragung unter ihren Mitgliedern durchgeführt, an der knapp 100 Berliner Clubs und Veranstalter:innen teilgenommen haben. Die Ergebnisse beschreiben, wie eine Öffnungsstrategie der Berliner Clubkultur aussehen könnte, sollte Berlin dem Tanzverbot den Rücken kehren.
Unter den teilnehmenden Clubs haben derzeit fast 80 Prozent ihren Betrieb vollständig geschlossen. Die verbliebenen Clubs öffnen vor allem für Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder Sitzkonzerte sowie für Barbetrieb. Als geeignetes Kriterium, um auf politischer Ebene über eine Wiedereröffnung der Clubs zu entscheiden, sieht die Mehrheit der Clubs und Veranstalter:innen die Auslastung der Intensivstationen. Im Durchschnitt gaben die Berliner Clubs an, zwei bis drei Wochen zu brauchen, um ihren Betrieb wieder aufzunehmen. Sollten die aktuellen Einschränkungen für den Clubbetrieb in naher Zukunft wegfallen, wäre es für die Mehrheit der Clubs möglich, noch im März zu eröffnen. Den März gaben knapp 50 Prozent der Clubs und Veranstalter:innen als geeigneten Zeitpunkt für die Wiedereröffnung an (knapp über 30 Prozent ab April, circa 15 Prozent bereits ab Februar).
Besonders groß ist die Sorge der Betreiber:innen und Veranstalter:innen vor einer erneuten Schließung, wie knapp drei Viertel der Befragten bemerkten. Doch auch Personalmangel (knapp 70 Prozent) sowie finanzielle Probleme aufgrund der Beschränkungen (knapp 60 Prozent) stellen für die Befragten große Herausforderungen dar.
Eine Lockerung der Beschränkungen für Clubs sollte laut der befragten Betreiber:innen durchdacht und nachhaltig umgesetzt werden. Schon seit Beginn der Pandemie sind sich Clubs und Veranstalter:innen ihrer Verantwortung gegenüber des Publikums bewusst und befürworten laut Befragung mehrheitlich 2G+ Regelungen. Sollte es die Situation erfordern, ist ein Großteil ebenfalls bereit, zusätzliche Maßnahmen wie verpflichtende Schnelltests von allen Besucher:innen einzufordern. Klar ist für die Befragten jedoch auch: Eine Öffnung mit Maskenpflicht und Abstandsregeln kommt nicht in Frage.
Im direkten Vergleich mit der letzten Befragung der Berliner Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen, die von der Clubcommission im August 2021 und somit kurz vor der Wiedereröffnung der Innenräume durchgeführt wurde, wird deutlich, dass das Verständnis für die Infektionsschutzmaßnahmen in der Zwischenzeit gesunken ist: Während damals noch knapp 50 Prozent der Befragten die Maßnahmen als angemessen bewerteten, sind es aktuell nur noch knapp 40 Prozent der Teilnehmenden.
Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:
“Sollte in den kommenden Wochen die Wiedereröffnung der Clubs beschlossen werden, ist eine Strategie seitens der Politik dringend notwendig, um langfristige Planungssicherheit für den Veranstaltungsbetrieb und die tausenden Beschäftigten zu gewährleisten. Mit der Schaffung von PCR-Testkapazitäten für Clubnächte wären sichere Veranstaltungen selbst bei zunehmendem Infektionsrisiko möglich. Die erneute Schließung der Clubs nur wenige Wochen nach Wiedereröffnung, wie im vergangenen Herbst, darf sich nicht wiederholen.”
Pamela Schobeß, Erste Vorsitzende der Clubcommission:
“Nach fast zwei Jahren Dauerschließung unserer Innenräume sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels. Wenn klar ist, dass die Intensivstationen nicht mehr am Limit sind und auch die Beschäftigten der kritischen Infrastruktur nicht mehr krankheitsbedingt ausfallen, müssen auch wir endlich wieder für unsere Gäste öffnen dürfen. Unsere Künstler:innen brauchen unsere Bühnen und unsere Communities ihr Zuhause. Wir haben tapfer und verständnisvoll alle bisherigen Maßnahmen mitgetragen, aber in der Zwischenzeit ist dank Impfung und Testmöglichkeiten sicheres Zusammenkommen möglich – und muss auch politisch möglich gemacht werden.”