Pressemitteilung: “Clubsterben” ist wieder an der Tagesordnung
Clubcommission drängt zur Umsetzung der baurechtlichen Anerkennung von Clubkultur im Bund und der Nachtökonomie Strategie in Berlin
Berlin, 28. August 2024 – Das Clubsterben in Berlin erreicht wieder neue Dimensionen. Nach der Schließung der Spielstätten “Mensch Meier” und “Loophole” kündigt nun auch die “Renate” ihr Aus an. Andere Standorte, wie etwa die „Alte Münze“ als selbstverwalteter Kulturstandort betrieben von den Spreewerkstätten stehen vor einer ungewissen Zukunft, so auch das ://about blank, welches unter enormen Herausforderungen steht, ihren Betrieb weiter zu erhalten. Clubbetreibende fühlen sich durch die aktuellen Entwicklungen existenziell bedroht: Eine Mitgliederumfrage der Clubcommission ergab, das gute zwei Drittel der befragten Clubs (67%) ihre wirtschaftliche Prognose bis Ende 2025 eher schlecht oder sehr schlecht einschätzen. Gründe hierfür sind neben allgemeinen Kostensteigerungen, gestiegenen Gewerbemieten auch Umsatzrückgänge, die auf etwa 10% geschätzt werden und Clubs, deren Gewinnmargen häufig niedriger ausfallen, vor große Herausforderungen stellen. Auch geplante Umnutzungen von Grundstücken der Deutschen Bahn und der Weiterbau der A100 bedrohen zahlreiche Berliner Kulturräume. Am 13. September findet unter dem Motto “A100 wegbassen” eine Demonstration gegen den Weiterbau der A100 am Markgrafendamm statt, die von der Clubcommission unterstützt wird.
Vor vier Jahren beschloss der Bundestag, Clubs als Kulturstätten und damit gleichwertig zu Theatern, Kinos und Varietés anzuerkennen. Im Referentenentwurf des Bauministeriums ist nun allerdings vorgesehen, dass eine neue Kategorie für Musikclubs geschaffen werden soll. Die Clubcommission, der Deutsche Musikrat und der Bundesverband LiveKomm kritisieren diesen Vorschlag und mahnen, dass damit Clubs zur Kultur zweiter Klasse degradiert werden und der aktuell brisanten Lage nicht Rechnung getragen wird.
“Clubkultur trägt maßgeblich zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben bei und dient als sicherer Ort für vielfältige soziale Perspektiven und demokratische Teilhabe. Sie bringt Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten zusammen, zieht den Tourismus an und schafft Arbeitsplätze.” betont der Vorsitzende der Clubcommission Marcel Weber.
Dass Clubkultur ein relevanter Wirtschaftsfaktor ist, zeigen auch die Ergebnisse der “Nachtökonomie Strategie“, die im Juni von Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe vorgestellt wurde. An der Studie wurden visitberlin, BVG, Dehoga sowie weitere 25 relevante Berliner Institutionen beteiligt, die zu einer erfolgreichen Nachtökonomie beitragen. Als Ergebnis wurden 30 konkrete Handlungsempfehlungen aufgeführt, die Vielfalt und Kleinteiligkeit fördern, nachhaltigen Tourismus gestalten und Verwaltungsabläufe insbesondere in der Nutzung und Genehmigung von Immobilien vereinfachen.
“Es ist entscheidend, dass diese Konzepte in die strategische Stadtplanung einfließen, um die Clubkultur als wichtigen Teil der Berliner Identität zu sichern und die Nachtökonomie langfristig zu schützen”, erklärt Lutz Leichsenring, Mitgründer der Beratungsagentur VibeLab und Projektleiter der Nachtökonomie Strategie. Eine koordinierte und strategische Vorgehensweise ist jetzt unerlässlich, um Berlin als offene, lebendige und attraktive Metropole zu erhalten und seine innovative Rolle für kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritt weiter auszubauen, so Leichsenring. Clubkulturelle Räume dürften daher im Braurecht nicht gegenüber anderen Kultureinrichtungen benachteiligt werden.