Tschüssi, Mensch Meier!

Was die Schließung des Mensch Meier für die Clubkultur bedeutet

– english version below –

Mensch Meier schließt für immer die Türen. Als einer der letzten verbliebenen linken und kollektiv organisierten Clubs bedeutet dies sowohl den Verlust alternativer und subkultureller Veranstaltungen, als auch den einer wichtigen kritischen Stimme. Ein Abschied, der nicht nur das Ende einer Ära markiert, sondern zugleich einen alarmierenden Blick auf den kritischen Wandel der Berliner Clubkultur wirft. 

„Der Spaß ist zu teuer, von uns kriegste nüscht“ – Selten spiegelte der kultige Refrain aus dem Song der Band “Ton Steine Scherben“ die Realität des Mensch Meier Clubs so greifbar wider. Nach fast einem Jahrzehnt anspruchsvoller Kuration sieht sich der Kulturort nun auch aufgrund von steigenden Preisen infolge der Inflation und den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie geschlagen. Die jahrelange Hingabe und das Bemühen, einer immer mehr kommerzialisierten Clubkultur entgegen zu halten, haben schließlich dazu geführt, dass der Club nun Abschied nehmen muss. Während des 56-stündigen Closing-Events im Dezember waren die spürbare Traurigkeit und das kollektive Bedauern in der Luft unvermeidlich. Das Ende des geliebten Clubs steht symbolisch für die Herausforderungen, denen alternative Kulturorte in der heutigen Zeit gegenüberstehen. 

Die Clublandschaft – nicht nur – Berlins bleibt bedroht. Eine solche Schließung ist leider kein isoliertes Ereignis – sie spiegelt den beunruhigenden Trend wider, der sich in Berlin als Hauptstadt der Clubkultur abzeichnet: club- und subkulturelle Orte, in denen Gemeinschaft, kulturelle Diversität, soziale Teilhabe und politische Formate und weniger der Profit im Zentrum stehen, können in den heutigen Rahmenbedingungen Berlins kaum noch überleben. Für viele Clubbetreibende bedeutet die unsichere Zukunft eine Wahl zwischen einem Ende oder der Anpassung an den Markt, was die kulturelle Landschaft weiter verarmen und Veranstaltungen im Mittelfeld verschwinden lässt. Der Verlust von Räumen wie dem Mensch Meier wirft die Frage auf, ob wir künftig in einer stark kommerzialisierten Clublandschaft echte clubkulturelle Diversität und hierachiefreiere Orte überhaupt noch unterbringen können. 

Gerade als Netzwerk und Sprachrohr der Berliner Clubkultur ist dieser Moment für die Clubcommission Berlin von entscheidender Bedeutung. Für den Erhalt, die Reflexion und die Weiterentwicklung des Vereins ist der Austausch mit Mitstreiter:innen wie Mensch Meier und ihre Expertise und Kritik unverzichtbar. Mensch Meier war nicht nur ein Ort des Feierns, sondern auch ein Raum des Widerstands gegen beunruhigende städtische Entwicklungen und etablierte Normen in der Clubkultur und darüber hinaus – für Gäste, für Mitarbeitende und externe Veranstaltende. Es war ein Ort für soziale Gerechtigkeit, Mitsprache und kreative Entfaltung, der das Berliner Nachtleben einzigartig geprägt hat. Denn hier konnten auch neue Kollektive ein konsequentes Angebot aus Soli-Partys und inklusiveren Veranstaltungen verwirklichen. 

Das Ende des Mensch Meier ist ein bedauerlicher Verlust für die kritische Gegenkultur. Doch während sich die Türen des Clubs schließen, bleiben die Ideale und Prinzipien des Kollektivs als Quelle der Inspiration für alle, die das Mensch Meier kennenlernen und erleben durften, hoffentlich bestehen. Denn gerade in Zeiten, in denen wir auf eine solidarische Gesellschaft angewiesen sind, sind solche Orte besonders wertvoll.


Tschüssi, Mensch Meier!

The Impact on Club Culture Following the Closing of Mensch Meier

As one of the last remaining leftist and collectively organized clubs, the closing of Mensch Meier represents a dramatic decline of support for alternative and subcultural events and the loss of an important critical voice. A farewell that not only marks the end of an era but embodies the critical transformation of Berlin’s club culture.

„Der Spaß ist zu teuer, von uns kriegste nüscht“ (english „This fun is too expensive, you won’t get anything from us“) – Rarely did the iconic refrain from the song of the german band „Ton Steine Scherben“ reflect the reality of the Mensch Meier club so visibly. After almost a decade of sophisticated curation, the cultural venue now finds itself challenged due to rising prices resulting from inflation and the economic impacts of the COVID-19 pandemic. On top, years of dedication and effort to resist an increasingly commercialized club culture have ultimately led to the club saying goodbye. During the 56-hour closing event in December, the noticeable sadness and collective regret in the air were unavoidable. The end of the beloved club symbolizes the challenges that alternative cultural venues face nowadays.

Club culture – not only – in Berlin is confronted serious threats. Unfortunately the closing of Mensch Meier is not an isolated incident – it reflects the concerning trend emerging in Berlin, the capital of club culture: club- and subcultural places that prioritize community, cultural diversity, social participation, and political formats over profit, can hardly survive in the current (economic) conditions of the city. For many club owners, the uncertain future represents a choice between an end of business or an adaptation to the market, further impoverishing the cultural landscape and causing events to disappear from the mid-range. The loss of spaces like Mensch Meier raises the question of whether, in a heavily commercialized club scene, we can still accommodate genuine club cultural diversity and more independent venues.

Especially as a network and voice for Berlin’s club culture, this moment is crucial for the Clubcommission Berlin. The exchange with partners like Mensch Meier and their expertise and criticism is crucial for the association’s maintenance, reflection and development. Mensch Meier was not only a place of celebration but also a space of resistance, i.e. against alarming urban developments and established norms in club culture and beyond – for guests, employees, and external organizers. It was a place for social justice, participation, and creative expression that uniquely shaped Berlin’s nightlife, also offering new collectives to realize a consistent cultural program including solidarity parties and inclusive events.

The end of Mensch Meier is a regrettable loss for the critical counterculture in Berlin’s club scene. However, as the doors of the club close, the ideals and principles of the collective hopefully endure as a source of inspiration for all who had the chance to experience Mensch Meier. Especially in times when we need to rely on solidarity in society, such places are particularly valuable.