Wie es aussieht, wurde an dieser Stelle nichts gefunden. Möchtest du eine Suche starten?

Clubcommission wählt neuen Vorstand

Von links nach rechts: Francis Hanlon (Tipsy Bear Berlin), Dimitra Zina (AL.Berlin), Philipp Schindler (Yaam), Nicole Erfurth (Berlin Worx), Anna Harnes (United We Stream), Marcel Weber (SchwuZ), Robin Schellenberg (Klunkerkranich), Xeno Rafael ‘rafi’ (TS Raver), Lewamm Ghebremariam (Lemlem Culture), Lutz Leichsenring (Vibe Lab), Nora Giesbert (Else & Renate), Sascha Disselkamp (Sage), nicht im Bild: Emiko Gejic (Berlinsidestories), Daniel Plasch (Revier Südost), Erika Siekstelyte (Panke)

Der neue Vorstand der Clubcommission steht fest. Zur Mitgliederversammlung am 24. November wählten die inzwischen 350 Mitglieder des Netzwerks für Berliner Clubkultur ihre neue Vertretung. Im Geschäftsführenden Vorstand übernimmt Marcel Weber Geschäftsführer des SchwuZ Queer Clubs den Ersten Vorsitz von Pamela Schobeß Betreiberin des Gretchen Clubs. Zweite Vorsitzende ist für die nächsten zwei Jahre Lewamm Ghebremariam, das Amt des Schatzmeisters wird von Sascha Disselkamp besetzt. Als Pressesprecher wurde Lutz Leichsenring im Amt bestätigt. In den Erweiterten Vorstand der Clubcommission wurden viele neue Personen gewählt.

Die Mitglieder der Clubcommission – Netzwerk der Berliner Clubkultur e.V., wählten am Donnerstag, den 24. November 2022 im Sage Beach ihren neuen Vorstand. Der Verein versteht sich als Vermittler zwischen öffentlichen Institutionen, Verbänden und Initiativen aus anderen kulturellen Feldern sowie Politik, Wirtschaft und der Stadtgesellschaft und engagiert sich seit über 20 Jahren für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Berliner Clubkultur. Mit insgesamt 350 Mitgliedern stellt die Clubcommission die weltweit erste und größte regionale Vereinigung von Club-, Open Air-, Festival- und Kulturveranstalter:innen dar.

Innerhalb des Geschäftsführenden Vorstands der Clubcommission kam es in diesem Jahr zu einer Änderung. Pamela Schobeß, Betreiberin des Clubs Gretchen und in den vergangenen vier Jahren die Erste Vorsitzende des Vereins, trat nicht erneut zur Wahl an. Für ihren unermüdlichen Einsatz zum Erhalt und der Stärkung der Clubkultur gilt es nun Danke zu sagen. Pamela Schobeß wird auf Bundesebene als Politische Sprecherin des Bundesverbands LIVEKOMM weiter die Interessen der Clubkultur vertreten. Das Amt des Ersten Vorsitzenden übernimmt ab sofort Marcel Weber, Geschäftsführer des SchwuZ Queer Club. Zur Zweiten Vorsitzenden wurde Lewamm Ghebremariam, Mitgründerin der Awareness Akademie und Betreiberin der Unternehmensberatung Lemlem Culture, gewählt. Das Amt des Schatzmeisters übernimmt ab sofort Sascha Disselkamp, Betreiber der Sage. Im Amt des Pressesprechers der Clubcommission wurde Lutz Leichsenring bestätigt.

Auf die elf zu besetzenden Positionen im Erweiterten Vorstand gab es insgesamt 20 Bewerber:innen. Von den Bewerber:innen, die für eine erneute Vorstandskandidatur antraten, wurden Nicole Erfurth (Berlin Worx), Anna Harnes (United We Stream), Daniel Plasch (Revier Südost), Robin Schellenberg (Klunkerkranich), Philipp Schindler (YAAM) von den Mitgliedern im Amt bestätigt. Neu im Vorstand vertreten, sind darüber hinaus Emiko Gejic (Berlinsidestories), Nora Giesbert (Else & Renate), Francis Hanlon (Tipsy Bear Berlin), Xeno Rafael ‘rafi’ (TS Raver), Erika Siekstelyte (Panke) sowie Dimitra Zina (AL.Berlin)

Ein besonderer Dank gilt allen Kandidat:innen sowie den aus dem Vorstand ausgeschiedenen Mitgliedern, die mit ihrem Engagement in Arbeitskreisen und an Projekten der Clubcommission einen wichtigen Beitrag für die Berliner Clubkultur geleistet haben: Fabio Bocchese (Gegen Berlin), Ipek ipekcioglu (Musikproduzentin und DJ Gayhane), Sebastian Riedel (Ritter Butzke), Pamela Schobeß (Gretchen), Elisabeth Steffen (://about blank) und Angela Volz (Bucht der Träumer).

Marcel Weber, Erster Vorsitzender der Clubcommission:
“Als Erste Vorsitzende der Clubcommission hat Pamela Schobeß in den vergangenen Jahren unvorstellbar wichtige Arbeit geleistet, für die die gesamte Clubcommission enorm dankbar ist. Umso wichtiger ist es, in den kommenden Jahren an diese Erfolge anzuknüpfen sowie unser starkes Netzwerk in Gesellschaft, Kultur und Politik zu nutzen, um die Berliner Clubkultur kontinuierlich voranzubringen. Das Clubs als kulturelle Orte der Hochkultur gleichgestellt werden, dafür möchte ich mich als Erster Vorsitzender im Geschäftsführenden Vorstand besonders einbringen.”

Lewamm Ghebremariam, Zweite Vorsitzende der Clubcommission:
“Mit der Gründung der Awareness Akademie hat die Clubcommission Raum für Perspektiven geschaffen, die nicht nur in der Clubkultur immer noch unterrepräsentiert sind. Die Akademie hat das Potential, Vorbild für unser generelles gesellschaftliches Miteinander zu sein. In den vergangenen zwei Jahren konnte ich das Projekt als Mitglied im Erweiterten Vorstand konsequent weiterentwickeln. Dies hat mich dazu ermutigt, in diesem Jahr als Zweite Vorsitzende zu kandidieren und über diesen Bereich hinaus ausführlicher mit den Strukturen in der Berliner Clubkultur zu befassen.”

Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:
“Ohne das ehrenamtliche Engagement der vielen Mitstreiter:innen, die sich in den über 20 Jahren Geschichte der Clubcommission für den Erhalt der Berliner Clubkultur eingesetzt haben, wäre Berlin heute zahlreiche kulturelle Freiräume ärmer. So schade es ist, dass einige Vorstandsmitglieder – allen voran Pamela Schobeß – nicht erneut kandidiert haben, so sehr können wir uns auch über die vielfältige und kompetente Unterstützung des neuen Vorstands freuen.”

Der Geschäftsführende Vorstand von links nach rechts: Marcel Weber (Erster Vorsitzender), Lewamm Ghebremariam (Zweite Vorsitzende), Lutz Leichsenring (Pressesprecher), Sascha Disselkamp (Schatzmeister)

Clubcommission blickt mit Sorge auf Herbst und Winter

Beinahe wirkt es so, als sei die Zeit der endlosen Clubnächte, ausgelassenen Open-Airs, Konzerte und Festivals, die wir seit mehr als zwei Jahren vermisst haben, endlich zurückgekehrt. Ein Blick hinter die Kulissen allerdings macht deutlich, die Situation der Berliner Clubszene ist so unsicher, wie schon lange nicht mehr. Während die gesamte Veranstaltungsbranche noch mit Nachwirkungen der vergangenen Lockdowns zu kämpfen hat, rückt der Herbst mit besorgniserregenden Corona-Prognosen immer näher. Die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes sowie fehlende Förderungen und Hilfen stellen die gesamte Branche vor enorme Herausforderungen.

Foto: Jascha Müller-Guthof

Es gibt sie wieder, die langen Schlangen vor den Clubs, die ausverkauften Konzerte und Festivals. Sie stellen allerdings die Ausnahme dar. Vermehrt berichten Betreiber:innen und Veranstalter:innen von Konzerten, Clubnächten und Festivals, dass sie nur einen Bruchteil ihrer Tickets verkaufen können. Speziell die Live-Musikbranche ist von abgesagten Tourneen, fehlendem Publikum, enormen finanziellen Einbußen und der Bedrohung ihrer Existenz betroffen. Die Realität der Clubkultur verdeutlicht, die Kulturlandschaft wird noch Jahre brauchen, bevor sie zum Normalbetrieb zurückkehren kann. Gerade die weniger kommerzielle, lokal verwurzelte und Community-orientierte Kultur hat zunehmend Schwierigkeiten, sich zu behaupten.

Im Rahmen der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes, das am 23. September verabschiedet und ab dem 1. Oktober 2022 in Kraft treten soll, steht die (Club-)Kultur abermals vor enormen Herausforderungen. Nachvollziehbar ist aus Sicht der Clubcommission bei drohender Überlastung der Intensivstationen eine Wiedereinführung der Testpflicht, sofern diese erneut kostenfrei angeboten werden. Die vorgesehene Maskenpflicht in den Innenbereichen von Clubs und Musikspielstätten lässt sich jedoch nicht umsetzen. Ähnlich wie das Ende 2021 in Berlin verhängte Tanzverbot hätte dies die zwangsläufige Schließung dieser Orte auch ohne behördliche Anordnung zur Folge.

Dabei muss aus Sicht der Clubcommission unbedingt berücksichtigt werden, dass jede Beschränkung – auch die Antigen-Testpflicht – zu Besucher:innenrückgängen und damit zu existenzgefährdenden finanziellen Einbußen führt. Bislang wurden seitens der Politik jedoch keine Konzepte zu Überbrückungshilfen und Kurzarbeitergeld bekannt gegeben. Werden diese nicht mitgedacht, lässt sich im nun dritten Corona-Herbst/Winter ein Ausmaß an Verlusten prognostizieren, welches das der vorigen zwei Jahre übertreffen könnte. Davon bedroht sind insbesondere weniger kommerzialisierte Orte, Bühnen für Nachwuchs und soziale Räume, die einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben und gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten.

Ohnehin steht die Berliner Clubkultur vor zahlreichen Herausforderungen: wegen der Beeinträchtigung globaler Lieferketten, der Nichtverfügbarkeit von Waren, der Inflation, der massiv gestiegenen Energiekosten, aufgrund offener Kredite aber vor allem wegen des andauernden Personalmangels. Viele langjährige Mitarbeitende haben das Vertrauen in die Veranstaltungsbranche als zuverlässige Arbeitgeberin verloren und sind in andere Berufsfelder abgewandert. Dass zusätzlich der ökonomische Druck vor allem in Großstädten wie Berlin weiter zunimmt, führt zu Kostensteigerungen, die unweigerlich ans Publikum in Form höherer Eintritts- und Getränkepreise weitergegeben werden müssen. Vor allem Besucher:innen mit geringem Einkommen sind davon betroffen. Dies gefährdet wiederum die Grundwerte einer unabhängigen und inklusiven Berliner Clubkultur.

Wie auch das Clubkombinat Hamburg in einem umfangreichen Lagebericht aufführt, haben sich Clubbetreiber:innen in Hinblick auf die Coronapandemie nicht nur kooperativ, sondern präventiv verhalten. Um die Existenz der Branche sichern zu können, bedarf es der Planungssicherheit und einer klaren Kommunikation bezüglich Hilfsprogrammen im Vorfeld, die von der Politik bis jetzt vollkommen unbeachtet geblieben sind. Alternative Lösungsansätze müssen diskutiert und die Bedeutung der (Club-)Kultur für unsere Gesellschaft und für ein demokratisches Zusammenleben erkannt werden. Zumindest auf der Berliner Landesebene setzt die Clubcommission Hoffnungen in die Entscheidungsträger:innen, dass die Umsetzung des geplanten Infektionsschutzgesetzes mit Rücksicht auf die Bedürfnisse und Besonderheiten der Berliner Clubkultur erfolgt.

Pamela Schobeß, 1. Vorsitzende der Clubcommission:
“Sollte das Infektionsschutzgesetz zum Oktober in der geplanten Form in Kraft treten, wird die Lage für Clubs und Musikspielstätten bundesweit noch dramatischer, als sie es jetzt schon ist. Hinzu kommt, dass die Veranstaltungsbranche in besonders schweren Zeiten der letzten zwei Jahre nur aufgrund von Förderungen und Hilfsprogrammen überleben konnte. Dass für die kommenden Monate keine Förderungen geplant sind, gefährdet die Existenz vieler Clubs und Musikspielstätten.”

Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:
“Wie vor jeder nahenden Corona-Welle können wir uns jetzt nur wiederholen: Clubkultur funktioniert nur ohne Maske und Abstand. Dennoch: Sichere Veranstaltungen sind auch in Zeiten möglich, in denen sich viele Menschen mit Covid infizieren. Das beweisen zahlreiche Modellprojekte, wissenschaftliche Studien und präzise sowie kostengünstige Testkonzepte. Genau auf diese Erfahrungen sollte nun gesetzt werden, um nicht im Herbst und Winter erneut die gesamte Veranstaltungsbranche stillzulegen.”

Clubcommission fordert: Tanzen unter freiem Himmel jetzt ermöglichen!

Die Clubcommission begrüßt die am 1. Juni beschlossenen Lockerungsmaßnahmen seitens des Berliner Senats, kritisiert aber gleichzeitig die Entscheidung, dass weiterhin nur Veranstaltungen mit fest zugewiesenen Sitzplätzen möglich sind. Ein zeitgemäßes Verständnis von Kultur und den Bedürfnissen der Bevölkerung lassen vor dem Hintergrund des geringen Infektionsrisikos im Freien keine andere Schlussfolgerung zu, als die Abschaffung des Tanzverbots unter freiem Himmel. Des weiteren fordert die Clubcommission die zeitnahe Durchführung von Testveranstaltungen in Innenräumen, wie sie zuletzt in Barcelona, Amsterdam und Liverpool durchgeführt wurden.

Der Berliner Senat hat entschieden, geplante Lockerungen des Stufenplans vorzuziehen. Die Abschaffung der Testpflicht beim Besuch der Außengastronomie, die Öffnung von Kultur- und Veranstaltungsstätten für das Publikum und die Anhebung der Personenobergrenzen sind ein wichtiger Schritt zurück zur Normalität. Sinkende Inzidenzen, das flächendeckende Testangebot und die fortgeschrittene Impfkampagne rechtfertigen diese Entscheidung. Dass jedoch am Verbot von Tanzveranstaltungen auf Außenflächen festgehalten wird, lässt sich in keiner Weise begründen.

Schon im vergangenen Jahr überzeugten Veranstalter:innen und Clubs mit sicheren Veranstaltungskonzepten. So fanden zum Tag der Clubkultur am 3. Oktober 2020 mehr als 30 Veranstaltungen sowohl in Innenräumen als auch auf Außenflächen statt. Durchdachte Hygienekonzepte und ein hohes Verantwortungsbewusstsein seitens der Verantwortlichen reduzierten das Ansteckungsrisiko auf ein absolutes Minimum.

Eine Befragung der Berliner Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen, die im April von der Clubcommission durchgeführt wurde, bestätigt, dass innerhalb der Clubkultur ein fundiertes Wissen über Infektionssschutzmaßnahmen existiert und eine ebenso hohe Bereitschaft, diese umzusetzen. So schätzten 90 Prozent der Befragten ihre Kenntnisse zu Hygienekonzepten gut oder sehr gut ein. Ebenfalls erklärte sich die Mehrheit bereit, bei Veranstaltungen Impfpässe oder Testergebnisse zu kontrollieren, Schnelltests anzubieten oder mit Apps und personalisierten Tickets zu arbeiten.

Dass auf Außen- und Freiflächen das Tanzen weiterhin verboten bleiben soll, ist daher aus Sicht der Clubcommission nicht nachvollziehbar. Es widerspricht der Einschätzung führender Aerosolforscher:innen, die in einem offenen Brief argumentierten, dass Ansteckungen fast ausschließlich in geschlossenen Räumen stattfinden. Hinzu kommt, dass die Öffnungsschritte für Kultur vor allem mit Blick auf die sogenannte Hochkultur entwickelt wurden. Für viele Menschen kann das Tanzen auf einem Open Air jedoch genauso bereichernd und identitätsstiftend sein wie ein Museumsbesuch. Deshalb fordert die Clubcommission, das Verbot von Tanzveranstaltungen abzuschaffen.

Teil des 6-Punkte Plans der Clubcommission zur Wiedereröffnung ist zudem auch die Durchführung von Testveranstaltungen in Innenräumen. In anderen europäischen Städten wurden zuletzt unter wissenschaftlicher Begleitung entsprechende Tests im Rahmen von Groß- und Kleinveranstaltungen durchgeführt. Dort konnten die Probanden teils ohne Maske und ohne Abstand tanzen, wenn sie einen Schnelltest oder einen Impfnachweis vorlegen konnten. Anfang Mai fand in Liverpool ein Festival vor 5.000 negativ getesteten Besucher:innen statt, bei dem nach Aussage der Behörden ein ähnlich geringes Infektionsrisiko bestanden habe wie bei einem Supermarkt- oder Restaurantbesuch. Bei einem Konzert Ende April in Barcelona konnte keine Infektion mit der Veranstaltung in Verbindung gebracht werden und bei vier Großveranstaltungen in den Niederlanden mit 6.000 Personen kam es zu lediglich fünf Ansteckungen, die eine zeitliche Nähe aufwiesen. Die europäischen Erfolgserlebnisse sollten auch Berlin den erforderlichen Anstoß geben, um nach dem abrupten Ende im März 2020 erneut Pilotprojekte zu wagen.

Tag der Clubkultur 2020 (Holzmarkt) – Andrea Rojas

“Im Sommer 2020 konnten wir bereits mit zahlreichen Tanzveranstaltungen unter freiem Himmel beweisen, dass sicheres Tanzen mit unseren Hygienekonzepten möglich ist. Jetzt, wo die Infektionsraten wieder stark gesunken sind, sollte es für die Politik wieder selbstverständlich sein, der Gesellschaft das Recht zurückzugeben, unter freiem Himmel tanzen zu dürfen.” Pamela Schobeß, 1. Vorsitzende der Clubcommission Berlin e.V.

“Ob auf den Außenflächen eines Clubs oder im Park, es bleibt Menschen verboten, im Freien zu tanzen. Daran können bisher weder ein negatives Testergebnis noch ein ausgefeiltes Hygienekonzept etwas ändern. Das Tanzverbot ist für uns absolut nicht nachvollziehbar und sollte deshalb so schnell wie möglich abgeschafft werden.” Lutz Leichsenring, Pressesprecher und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Clubcommission Berlin e.V.

Mitgliederversammlung der Clubcommission wählt neuen Vorstand

PRESSEMELDUNG
Berlin, den 15.12.2020

Interessensvertretung Berliner Clubs wählt neuen Vorstand

Die Clubcommission Berlin e.V. hat bei ihrer Mitgliederversammlung vergangenen Donnerstag einen neuen Vorstand bei einer Online-Mitgliederversammlung gewählt. Der neue und alte Geschäftsführenden Vorstand besteht weiterhin aus Pamela Schobeß (1. Vorsitzende), Sascha Disselkamp (2. Vorsitzender). Bestätigt im Amt wurden Marcel Weber als Schatzmeister, sowie Lutz Leichsenring als Pressesprecher. Auf die 11 Positionen im Erweiterten Vorstand gab es 28 Bewerber*innen.

Die Mitglieder der Clubcommission e.V., dem Netzwerk für Berliner Clubkultur, votierten am vergangenen Donnerstag für einen neuen Vorstand. Der Verein setzt sich seit knapp 20 Jahren für die Förderung und nachhaltige Bewahrung seiner kulturellen Sparte ein und sieht sich als Vermittler zu öffentlichen Institutionen, Verbänden und Initiativen aus anderen kulturellen Feldern, sowie der Politik und der Stadtgesellschaft. Bloomberg CityLab bezeichnete den Verein dieses Jahr als „die einflussreichste lokale Interessensvertretung des Nachtlebens der Welt“ („the world’s most influential city nightlife advocacy group“).

Als Vorsitzende bestätigten die Mitglieder des Verbands Pamela Schobeß, die Betreiberin des Clubs Gretchen in Kreuzberg. Zweiter Vorsitzender wurde erneut Sascha Disselkamp, Betreiber der Sage Clubs, sowie der Melancholie und Fiesen Remise. Alter und neuer Schatzmeister ist Marcel Weber vom SchwuZ. Bestätigt im Amt wurde auch Pressesprecher Lutz Leichsenring (VibeLab).


vlnr. Pamela, Sascha, Marcel, Lutz, Nicole, Lewamm, Anna, Ipek, Daniel, Sebastian, Robin, Philipp, Elisabeth, Angela, Marc.

Neue Gesichter im Erweiterten Vorstand

Auf elf Plätze im Erweiterten Vorstand bewarben sich 28 Kandidat*innen. Gewählt wurden erneut Lewamm ‚Lu‘ Ghebremariam (Veranstalterin BRENN., change.org), Anna Harnes (1. Vorsitzende United We Stream e.V.), Ipek ipekcioglu (DJ Gayhane), Daniel Plasch (ex-Geyer Studios, ex-Stattbad Wedding) und Angela Volz (RummelsBucht, Bucht der Träumer). Neu gewählt wurden Nicole Erfurth (Kulturmanagerin), Sebastian Riedel (Ritter Butzke), Robin Schellenberg (Klunkerkranich), Philipp Schindler (YAAM e.V.) Elisabeth Steffen (://about blank) und Marc Wohlrabe (Stadt nach Acht, LiveDMA).

Besonderen Dank gilt den aus dem Vorstand ausgeschiedenen Mitgliedern, die in Arbeitskreisen und Projekten einen wertvollen Beitrag im Ehrenamt geleistet haben: Alexander Dettke (Wilde Möhre Festival, Zum Schwalbenschwanz), Larissa Krause (Bucht der Träumer), Thomas Lehnen (Aktivist), Steffen Schulz (James June, Alte Münze) und Jakob Turtur (Jonny Knüppel Kollektiv).

Über die Clubcommission:

Die ClubCommission Berlin e.V. ist mit 300 Mitgliedern die weltweit erste und größte regionale Vereinigung von Club-, OpenAir-, Festival- und Kultureventveranstalterinnen. Seit dem Jahr 2001 leistet der Verein Clubs und Veranstalterinnen Hilfestellung bei akuten Problemen, bietet ein spezialisiertes und erfahrenes Netzwerk über die Grenzen Berlins hinaus, führt branchenspezifische Weiterbildungen sowie Beratungen durch, verhandelt Rahmenverträge und vertritt clubkulturelle Positionen in parlamentarischen und außerparlamentarischen Ausschüssen sowie Anhörungen. Die Clubcommission verwaltet zudem für das Land Berlin den Schallschutzfonds, ist Veranstalter der Stadt nach Acht Konferenz und der Europäischen Clubnacht, und vertritt die Interessen der Szene in Gremien wie z.B. in der Berliner IHK, sowie im Beirat des Musicboards Berlin.

Zentrale Aufgaben der Clubcommission sind die Förderung und Schutz einer lebendigen und vielfältigen Clubkultur, außerdem sind wir Vermittler zwischen diesem kulturellen Bereich auf der einen Seite und andererseits Institutionen, Verbänden und Initiativen aus anderen kulturellen Feldern, der Politik und der Stadtgesellschaft.

In den vergangen Jahren folgten über 60 weitere Städte (u.a. Amsterdam, London, Paris, New York und Wien) dem Berliner Vorbild und gründeten ähnlichen Organisationen („Night Mayors“ oder “Night Commissions“). Die Clubcommission initiierte während der COVID-19 Krise das Projekt United We Stream, sowie mit dem Senat für Kultur und Europa den „Tag der Clubkultur“.

TAG DER CLUBKULTUR 2023: Spektakuläre Auszeichnung der diesjährigen Awardees

– English version below – 

Aus insgesamt 177 Bewerbungen hat das diesjährige Kuratorium 40 Berliner Kollektive und Clubs ausgewählt, die im Rahmen des TAG DER CLUBKULTUR 2023 für ihre herausragenden Beiträge jeweils mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro geehrt werden. Zwischen dem 3. und 8. Oktober werden die 40 ausgezeichneten Clubs und Kollektive ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm in ganz Berlin präsentieren.

Am Donnerstagabend, den 07. September 2023, fand die offizielle Preisverleihung des diesjährigen TAG DER CLUBKULTUR im Club Theater am Potsdamer Platz statt. Im Beisein des Berliner Kultursenators Joe Chialo und 550 weiteren Gäst:innen aus Politik, Kultur und Gesellschaft wurden die 40 Preisträger:innen feierlich ausgezeichnet. Das atemberaubende Bühnenprogramm bestand aus Performances, einem Live Konzert, einer Karaokeshow und Redebeiträgen des Senators für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Kurator:innen aus diesem Jahr. Die Bühne-Beiträge setzten sich teils kritisch, teils provokativ mit Problemen und Sorgen der Berliner Clubkultur und Stadtgesellschaft auseinander. Bei der Aftershow Party feierten die Preisträger:innen gemeinsam mit den Gäst:innen bis tief in die Nacht. Dieser schillernde Abend zelebrierte die tiefe Verwurzelung der Clubkultur in Berlin.

Die Berliner Clubkultur entwickelt sich kontinuierlich weiter. Trotz Hindernissen und entgegen Widerständen sucht sie beharrlich nach neuen Wegen, übertrifft sich selbst und steht dabei gleichzeitig vor der Aufgabe, ihre Identität und Ideale zu bewahren. Angesichts einer häufig unsicheren Zukunft werden die vielfältigen Aspekte weiterhin Bestand haben und sowohl Gemeinschaft bieten als auch ihre Widerstandsfähigkeit bewahren. Damit die Berliner Clubkultur auch in den kommenden Jahren ein Ort der kreativen Entfaltung und Inspiration bleiben kann, gibt es den TAG DER CLUBKULTUR, dieses Jahr unter dem Motto: Never Conforming – Ever Evolving. 

Der TAG DER CLUBKULTUR, 2020 von Clubcommission, Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie Musicboard Berlin ins Leben gerufen, um in schwierigen Zeiten die Vielfalt und Bedeutung der Berliner Clubkultur hervorzuheben, zeichnete auch in seinem vierten Jahr in Folge 40 Clubs und Kollektive mit jeweils 10.000 Euro aus. Damit hat sich der TAG DER CLUBKULTUR als Würdigung clubkultureller Leistungen in seiner kurzen Geschichte als fester Bestandteil der Berliner Clubszene etabliert. 

Besonderen Dank möchten wir der Berliner Sparkasse aussprechen. Ihre Unterstützung hat es uns ermöglicht, die Preisverleihung des TAG DER CLUBKULTUR 2023 so umzusetzen. Des Weiteren möchten wir uns bei unseren Kooperationspartnern Diageo/Tanqueray, The Code, Thomas Henry, Fritz Cola und Preussenquelle bedanken, die dazu beigetragen haben, den Abend zu einem ganz besonderen zu machen. 

Foto: © Andrea Rojas

Das unabhängige Kuratorium, bestehend aus Yuko Asanuma, Lolsnake, BLEACH, Smiley Baldwin und Gudrun Gut, hat die eingereichten Bewerbungen eingehend geprüft und evaluiert. In einer finalen Sitzung traf das Kuratorium gemeinsam die Entscheidung über die Vergabe der folgenden Auszeichnungen:

8MM Baraccess e.V.
ACUD MACHT NEUAfrican Acid Is The Future
AL.BerlinAn der Autobahn
AN(8)XArabs Do It Better
arkaoda Berlinb-aware kollektiv
BadehausBody Language
Calentura BerlinCodex Club
DUMP x BOAR x BUNDASKANZLERINFemme Bass Mafia
Get FuckedGRRRL-Noisy
Hoe__miesİÇ İÇE – Festival für neue anatolische Musik
kwiaLecken
LoopholeMadame Claude
Magic Dyke*Open Music Lab
PankePuticlub
Radical Sounds Latin AmericaRaiders
RiseSchwuZ Kulturveranstaltungs GmbH
SUBVERTEDTennis Bar
THE BLACK SEX WORKER COLLECTIVEthe House of Melody UG
Tipsy Bear BerlinWARNING
Yalla Hafla BerlinZentrum Raum e.V.

Im Rahmen des TAG DER CLUBKULTUR haben die 40 ausgezeichneten Clubs und Kollektive nun bis zum 3. Oktober 2023 Zeit, individuelle Veranstaltungen zu konzipieren, die sowohl sie selbst als auch die gesamte Szene repräsentieren. Vom 3. bis zum 8. Oktober werden in ganz Berlin Performances, Panels, Clubnächte, Workshops und Ausstellungen stattfinden, die von den jeweiligen Preisträger:innen organisiert werden. Das detaillierte Veranstaltungsprogramm wird in den kommenden Tagen auf www.tagderclubkultur.berlin veröffentlicht.

Für die Berichterstattung steht hier Bildmaterial der Fotograf:innen Andrea Rojas und Jascha Müller-Guthof zur Verfügung.

Joe Chialo, Kultursenator Berlin:

“Der Tag der Clubkultur ist nicht nur eine Gelegenheit, die Exzellenz und Kreativität der Berliner Clubs zu feiern, sondern auch eine Chance, auf die Herausforderungen aufmerksam zu machen, denen sie gegenüberstehen. Als Kultursenator sehe ich es als meine Verpflichtung, die Clubkultur zu unterstützen und zu schützen. Clubs gehören zu den Orten, an denen verschiedene Subkulturen, Musikrichtungen und Kunstformen aufeinandertreffen. Sie fördern die Vielfalt und sind Teil der kulturellen Identität unserer Stadt.” 

Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:

“Die Berliner Clubkultur ist ein Spiegelbild der kreativen Vielfalt und des unermüdlichen Engagements unserer Stadt. Berliner Clubs sind Orte der Zusammenkunft und gleichzeitig des Widerstands. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes Berlins. Deshalb ist es so wichtig, ihre Bedeutung für das Wohlergehen der Stadt zu verdeutlichen und denjenigen unseren Dank auszusprechen, die alles dafür tun, die Essenz der Berliner Clubkultur auch zukünftig zu wahren.”

Katharin Ahrend, Projektleitung TAG DER CLUBKULTUR:

“Die Berliner Clubs haben von Anfang an eine wichtige Rolle als Schutzräume und Symbole für Vielfalt und Toleranz gespielt. Leider stehen viele dieser Locations heute vor unterschiedlichen Bedrohungen, ohne die Aussicht auf finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern. Trotz dieser Herausforderungen sind sie stets bemüht, kreative Lösungen zu finden, um die Clubkultur in Berlin am Leben zu erhalten und voranzubringen. Der TAG DER CLUBKULTUR wurde ins Leben gerufen, um gezielt diejenigen Berliner Clubs und Kollektive zu unterstützen, die vor besonders großen Hürden stehen und innovative Ansätze entwickeln, um die Zukunft der Clubkultur in Berlin zu sichern. Damit wird die Auszeichnung zu einem wichtigen Instrument, um diejenigen zu fördern, die Nischen ausfüllen und keine öffentliche Unterstützung erwarten können.”


From a total of 177 applications, this year’s Board of Trustees (Kuratorium) selected 40 Berlin collectives and clubs. During the TAG DER CLUBKULTUR (Day of Club Culture) 2023, each of the 40 awardees will be honored with €10,000 in prize money for their outstanding contributions. Between October 3 and 8, the 40 award-winning clubs and collectives will present a diverse program of events throughout Berlin.

On Thursday evening, September 7, 2023, the official award ceremony of this year’s TAG DER CLUBKULTUR  took place at the Club Theater am Potsdamer Platz. In the presence of Berlin’s Cultural Senator, Joe Chialo, and 550 other guests from politics, culture, and society, the 40 awardees were ceremoniously honored. The breathtaking stage program included performances, a live concert, a karaoke show, and speeches by the Senator for Culture and Social Cohesion and this year’s board of trustees. The stage contributions critically and provocatively engaged with the issues and concerns of Berlin’s club culture and urban society. At the after-show party, the awardees celebrated together with the guests until late in the night. This delightful evening celebrated the deep-rooted connection of club culture in Berlin.

Berlin’s club culture is constantly evolving. Despite obstacles and in the face of resistance, it continues to seek new paths and surpass its previous self, while also facing the task of preserving its identity and ideals. In the face of an often uncertain future, its multifaceted aspects will continue to endure, offering community and maintaining its resilience. TAG DER CLUBULTURE exists to ensure that Berlin’s club culture stays a place of creative development and inspiration in the years to come—this year, under the motto: Never Conforming – Ever Evolving. 

The TAG DER CLUBKULTUR was initiated in 2020 by Clubcommission, Senate Department for Culture and Europe, and Musicboard Berlin to highlight the diversity and importance of Berlin’s club culture in difficult times. Now in its fourth consecutive year, it has again awarded 40 clubs and collectives with 10,000 euros each. In its short history, TAG DER CLUBKULTUR has thus established itself as an integral part of Berlin’s club scene, recognizing achievements in club culture.

We would like to express our special thanks to the Berliner Sparkasse. Without its support, the TAG DER CLUBKULTUR 2023 award ceremony would not have been possible. Furthermore, we would also like to thank our cooperation partners Diageo/Tanqueray, The Code, Thomas Henry, Fritz-Kola and Preussenquelle, who helped to make the evening a very special one. 

Photo: © Andrea Rojas

The independent Board of Trustees, consisting of Yuko Asanuma, Lolsnake, BLEACH, Smiley Baldwin and Gudrun Gut, thoroughly reviewed and evaluated the submitted applications. In their final meeting, the Board of Trustees collectively finalized their decision to grant the following awards:

8MM Baraccess e.V.
ACUD MACHT NEUAfrican Acid Is The Future
AL.BerlinAn der Autobahn
AN(8)XArabs Do It Better
arkaoda Berlinb-aware kollektiv
BadehausBody Language
Calentura BerlinCodex Club
DUMP x BOAR x BUNDASKANZLERINFemme Bass Mafia
Get FuckedGRRRL-Noisy
Hoe__miesİÇ İÇE – Festival für neue anatolische Musik
kwiaLecken
LoopholeMadame Claude
Magic Dyke*Open Music Lab
PankePuticlub
Radical Sounds Latin AmericaRaiders
RiseSchwuZ Kulturveranstaltungs GmbH
SUBVERTEDTennis Bar
THE BLACK SEX WORKER COLLECTIVEthe House of Melody UG
Tipsy Bear BerlinWARNING
Yalla Hafla BerlinZentrum Raum e.V.

As part of the TAG DER CLUBKULTUR, the 40 award-winning clubs and collectives have from now until October 3, 2023 to design individual events that represent themselves as well as the scene as a whole. From October 3 to 8, performances, panels, club nights, workshops and exhibitions will take place throughout Berlin, organized by the respective award winners. The detailed event program will be published in the coming days on www.tagderclubkultur.berlin.

For press coverage, images from photographers Andrea Rojas and Jascha Müller-Guthof are available here.

Joe Chialo, Berlin Senator for Culture:

„TAG DER CLUBKULTUR is not only an opportunity to celebrate the excellence and creativity of Berlin’s clubs but also a chance to raise awareness of the challenges they face. As the Culture Senator, I see it as my duty to support and protect club culture. Clubs are among the places where various subcultures, music genres and art forms converge. They promote diversity and are part of the cultural identity of our city.”

Lutz Leichsenring, spokesperson of the Clubcommission:

„Berlin’s club culture is a reflection of the creative diversity and tireless dedication of our city. Berlin clubs are simultaneously places of gathering and of resistance. They are an important part of Berlin’s cultural heritage. That’s why it’s so important to highlight their value for the wellbeing of the city—and also essential to express our gratitude to those who do all they can to preserve the essence of Berlin club culture for the future.”

Katharin Ahrend, Project Manager TAG DER CLUBKULTUR:

„Berlin’s clubs have always played a crucial role as safe havens and symbols of diversity and tolerance. Unfortunately, many of these venues are currently facing various threats, with no prospects for financial support from public funds. Despite these challenges, they are continuously striving to find creative solutions to keep Berlin’s club culture alive and thriving. The TAG DER CLUBKULTUR was established to specifically support those Berlin clubs and collectives facing significant obstacles and developing innovative approaches to secure the future of club culture in Berlin. This award thus becomes a vital tool for promoting those who fill niches and do not expect public support.”

Clubkultur statt Kerosin

Clubkultur statt Kerosin: Kollektiv gesucht für neuen Kulturort am ehemaligen Flughafen TXL

Die Fläche vor der alten Frachtkantine des stillgelegten Flughafens Tegel wird noch 2023 zum neuesten Kulturort der Hauptstadt. Gesucht wird jetzt ein Kollektiv, das den 3.747 Quadratmetern Freifläche vor dem Gebäude neues Leben einhaucht.

Foto: Sebastian Eggler

Im November 2020 hebt zum letzten Mal ein Linienflug am Flughafen Berlin Tegel ab. Danach beginnt für das 500 Hektar große Areal im Berliner Nordwesten ein neues Kapitel. Schritt für Schritt entstehen auf dem ehemaligen Flughafengelände seitdem Wohnviertel, Standorte für urbane Technologien und der Landschaftsraum Tegeler Stadtheide. Umgeben von Flächen, die für Forschung, Industrie oder Erholung gedacht sind, steht auf dem ehemaligen Rollfeld des Flughafens – bislang fast vergessen – die alte Frachtkantine. Auch dieses Gebäude und seine Außenflächen spielen bei der Entwicklung des Geländes eine wichtige Rolle, denn sie sollen nach den Plänen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sukzessive für eine vielfältige, u.a. clubkulturelle Nutzung erschlossen werden. Im Rahmen eines Modellprojekts suchen nun die Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung, die Kulturraum gGmbH und die Clubcommission ein Kollektiv, das die 3.747 Quadratmeter Außenfläche des Gebäudes für Kunst- und Kulturveranstaltungen nutzbar macht.

Im Zeitraum vom 9. bis 28. Juni 2023 können sich Kollektive sowie Zusammenschlüsse von Kollektiven bewerben, die die erforderlichen Erfahrungen im Betrieb eines Veranstaltungsortes mitbringen, über Kompetenzen in den Bereichen Diversität, Antidiskriminierung und Awareness verfügen sowie mit den Herausforderungen in der Durchführung und Genehmigung von Veranstaltungen in Berlin vertraut sind. Über die Auswahl des Host-Kollektivs entscheidet eine unabhängige Jury auf Basis der eingegangenen Bewerbungen. Das Kollektiv der Modellfläche TXL erwartet der mietfreie Zugang, ein begleitendes Beratungs- und Schulungsangebot sowie die notwendige Grundausstattung inklusive Strom- und Wasseranschluss. Dem Kollektiv steht im Jahr 2023 ein Budget von 80.000 Euro für die Umsetzung ihres Konzepts zur Verfügung. Alle Informationen zur Ausschreibung sind auf der Website des DRAUSSENSTADT-Call for Action zu finden.

Die Entwicklung der Außenfläche der Frachtkantine zu einem nachhaltigen Ort für Open-Air-Veranstaltungen ist der erste Schritt eines stufenweisen Vorhabens der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, bei dem langfristig auch die Nutzung des Kantinengebäudes selbst angedacht ist. Die Modellfläche TXL soll mit dieser Pilotphase schon im Sommer 2023 für vielfältige Veranstaltungsformate wie Live-Musik, Tanzveranstaltungen, Performances, Filmvorführungen, Workshops und Theateraufführungen zur Verfügung stehen.

Die Entwicklung der Modellfläche TXL wird durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert und in ihrem Auftrag durch eine Kooperation der Geschäftsstelle des Berliner Projektfonds Urbane Praxis der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung, der Clubcommission e.V. und der Kulturraum Berlin gGmbH umgesetzt.

Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt:
“Die Entwicklung des ehemaligen Flughafengeländes Tegel verfolgt keinen geringeren Anspruch, als zu einem Ort für alle zu werden. Hier werden Menschen arbeiten, lernen, forschen, wohnen und ihre Freizeit verbringen. Zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung gehört auch, die kulturelle Nutzung von Anfang an mitzudenken. Daher setzt sich die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt dafür ein, hier einen neuen spannenden Ort auf der kulturellen Landkarte Berlins zu etablieren.“

Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:
“Es ist unser erklärtes Ziel, nicht nur die vielfältige Berliner Clubkultur in ihrer aktuellen Ausprägung zu erhalten, sondern auch neue Freiräume und Orte zu schaffen. Dafür ist es von großer Bedeutung, Kultur bei der Entwicklung neuer Bauprojekte mitzudenken. Wir freuen uns, dass wir diese Vision mit den zahlreichen Projektpartnern teilen und dieser erste Schritt der kulturellen Erschließung der Frachtkantine Tegel gelungen ist.”

Jasper Bieger, Vorstand Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung und Geschäftsführer Kulturraum Berlin gGmbH:
“Die vielfältige Kunst- und Kulturszene ist das, was Berlin weit über die Stadtgrenzen hinaus attraktiv macht. Leider wird es zunehmend schwer für Künstler*innen, bezahlbare Räume und Orte für ihre Arbeit zu finden. Die Schaffung solcher Orte ist eine zentrale Aufgabe der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung und der Kulturraum Berlin gGmbH. Wir freuen uns daher sehr, dass wir mit diesem Modellprojekt die Entwicklung eines neuen, barrierearmen Orts für Kultur mitgestalten können.”


Kontakt für Rückfragen:

Mandana Nazeri
Referentin für Kommunikation
Berliner Projektfonds Urbane Praxis // DRAUSSENSTADT – Call for Action
m.nazeri@stiftungkwk.berlin
+49 (0)30 3030 444 53

TAG DER CLUBKULTUR 2023 – Das Festival der Berliner Clubs und Kollektive

Unter dem Motto “Never Conforming – Ever Evolving” zeigt der TAG DER CLUBKULTUR in seiner vierten Ausgabe vom 3. bis 8. Oktober 2023 die Berliner Clubkultur in ihrer ganzen Diversität und Einzigartigkeit. Mit einem abwechslungsreichen und interdisziplinären Programm präsentieren die 40 Clubs und Kollektive, die im Rahmen der Preisverleihung Anfang September für ihren besonderen kulturellen Beitrag ausgezeichnet werden, die besondere Clubkultur Berlins.

Die Geschehnisse der letzten drei Jahre verlangten von der Clubkultur vor allem eines: Resilienz. Dies hat dazu geführt, dass sich viele Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen bis heute mit den weitreichenden Folgen der Pandemie sowie der Einschränkung ihrer künstlerischen und kulturellen Freiheit konfrontiert sehen. Gerade deshalb ist es an der Zeit, neue Strukturen zu entwickeln, die abseits der Norm entstehen und gleichermaßen die unverkennbaren Werte der Berliner Clubkultur widerspiegeln. 

Unter dem Motto „Never Conforming – Ever Evolving” soll der TAG DER CLUBKULTUR 2023 die Bewerber:innen dazu ermutigen, den Kern ihres kulturellen Schaffens zu reflektieren sowie sich zu fragen, wie die Berliner Clubkultur dem ständigen Wandel begegnet, wo sie sich anpassen kann oder will und wo sie unangepasst bleibt. Deshalb lädt der TAG DER CLUBKULTUR 2023 die Berliner Clubs und Kollektive dazu ein, ihre künstlerische Vision für eine selbstbestimmte, wertebasierte Clubkultur einzureichen, die weiterhin optimistisch in die Zukunft blickt, Experimente wagt und kulturelle Begegnungsorte entwickelt. 

Bewerben können sich alle Clubs und im Clubkontext veranstaltenden Kollektive aus Berlin. Die Bewerbungsphase beginnt am 05. Juni 2023 und endet einen Monat später, am 4. Juli 2023. Aus den eingegangenen Bewerbungen werden insgesamt 40 Clubs und Kollektive auf Basis ihres bisherigen kulturellen Engagements ausgewählt und erhalten eine Auszeichnung sowie ein damit verbundenes Preisgeld in Höhe von jeweils 10.000 Euro. Über die Vergabe der Preise entscheidet ein unabhängiges Kuratorium, das sich aus fünf Personen zusammensetzt, die verschiedene Perspektiven, Disziplinen und Hintergründe der Berliner Clubkultur repräsentieren: BLEACH, Gudrun Gut, Lolsnake, Smiley Baldwin sowie Yuko Asanuma.

Als Festival der Berliner Clubs und Kollektive präsentiert der TAG DER CLUBKULTUR vom 3. bis 8. Oktober 2023 überall in der Stadt mit verschiedenen Veranstaltungsformaten von Clubnächten über Konzerte, Performances, Austellungen, Talks bis hin zu Workshops die Bandbreite der Berliner Clubszene. Neben den 40 Preisträger:innen sind Clubs und Kollektive, die nicht ausgezeichnet wurden oder sich nicht beworben haben, ausdrücklich dazu eingeladen, mit ihren Veranstaltungen Teil des Festivals und der dazugehörigen Kampagne zu werden.

Der TAG DER CLUBKULTUR wurde 2020 von der Clubcommission, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Musicboard Berlin ins Leben gerufen. Er wird heute von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie dem Musicboard Berlin gefördert. Ursprünglich als Lebenszeichen der Berliner Clubs in existenzbedrohenden Zeiten konzipiert, hat sich der TAG DER CLUBKULTUR inzwischen zu einem etablierten Kulturpreis und Festival entwickelt, mit dem jährlich das kulturelle und künstlerische Engagement der Berliner Clubs und Kollektive ausgezeichnet wird.

Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt:

„Die Berliner Clubs sind Herzkammern unserer Stadt. Ihr pulsierendes Kultur- und Nachtleben begeistert und ist zudem auch ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Anerkennung als Kulturstandorte ist das gesetzte Ziel, um diesen wichtigen Beitrag für unsere Stadt entsprechend zu würdigen! Auch deshalb ist es wichtig, dass wir mit dem TAG DER CLUBKULTUR Clubs und Kollektive in der Hauptstadt für ihren besonderen kulturellen Beitrag auszeichnen.“

Marcel Weber, 1. Vorsitzender der Clubcommission:

“In den letzten Jahren haben wir uns vor allem darauf konzentriert, die Berliner Clubkultur durch eine beispiellose Krise zu retten. Mit dem TAG DER CLUBKULTUR 2023 ist es an der Zeit, uns die Werte und Ideale der Berliner Clubkultur vor Augen zu führen und ihr kreatives Potenzial für das Schaffen neuer Freiräume, Kunstformen und nachhaltiger Zugänge zu verwenden.”

Katharin Ahrend, Projektleitung TAG DER CLUBKULTUR:

„Ich freue mich sehr, dass der TAG DER CLUBKULTUR nun bereits in der vierten Runde das besondere kulturelle Öksosystem der Berliner Clubkultur würdigt. Einzigartig ist dabei die symbiotische Zusammenarbeit zwischen den Berliner Clubs und Kollektiven, die einen maßgeblichen Beitrag zur künstlerischen und kulturellen Vielfalt dieser Stadt leistet.“

Ansprechpartner für Rückfragen und Interviews:

Lutz Leichsenring – Pressesprecher Clubcommission e.V.

presse@clubcommission.de 

+49171-4159547

Kuratorium TAG DER CLUBKULTUR 2023

BLEACH

BLEACH (sie /ihr) ist eine Dragqueen aus dem englischen Essex, die eine klassische Ausbildung in einer Burlesque-Bar in Stockholm genossen hat. Sie ist Performerin, Produzentin, Moderatorin und ein Society-Liebling, der Drag und Punk zusammenbringt und von der homosexuellen Revolution träumt. BLEACH tritt mit den Venus Boys auf, produziert und moderiert die Partyreihe POPPERS im Monster Ronson’s Ichiban Karaoke, ist künstlerische Leitung des „Go Drag!“-Festivals und Hostess beim Stockwig-Drag-Festival.

GUDRUN GUT

Gudrun Gut (sie /ihr) begann ihre Karriere im Berlin der frühen 80er als Teil von Mania D, Einstürzende Neubauten und Malaria!. Bis heute umfasst ihre kulturelle Arbeit ein riesiges Spektrum: Sie hat Solo-Alben veröffentlicht, die Plattenlabels Moabit Musik und Monika Enterprise gegründet, ein Buch geschrieben, moderiert und produziert für radioeins, organisiert Partys mit dem Kollektiv Oceanclub, kuratiert Festivals und nutzt die Monika-Werkstatt für experimentell-feministische Zusammenarbeiten. Gudrun Gut saß im Beirat des Musicboard Berlin und sechs Jahre in der Künstler:innenförderungsjury der Initiative Musik und erhielt 2019 den Listen to Berlin: Award für die Entwicklung und Förderung der Berliner Musikszene.

LOLSNAKE

Lolsnake ist das Pseudonym der in Berlin lebenden, irakisch-amerikanischen Künstlerin Danielle Lumma Rahal, die als DJ, bildende Künstlerin, Kuratorin und Promoterin arbeitet. In ihren Sets leitet sie durch eine Welt aus New- und Old-School-Perlen zwischen hypnotischem Techno, euphorischen Tranceklängen und anderen Überraschungen. Lolsnake ist Gründerin der Partyreihe Weeeirdos, die seit 2017 in der Säule des Berghain neuen und aufstrebenden queeren DJs und Künstler:innen der Stadt Gehör verschafft.

SMILEY BALDWIN

Smiley Baldwin war von 1987 bis 1992 als US-Soldat in Berlin stationiert. Nach der ehrenhaften Entlassung begann seine Arbeit an verschiedenen Clubtüren, unter anderem beim Cookies, WMF, Revier Südost und Heideglühen. Geschichten aus dieser Zeit erzählte er in der Doku Berlin Bouncer, die 2019 ins Kino kam. Seit 1997 ist Smiley Baldwin Geschäftsführer seiner eigenen Firmen Sicherheitsdienst Baldwin und Baldwin Security.

YUKO ASANUMA

Yuko Asanuma (sie /ihr) ist Musikjournalistin, Bookerin, Veranstaltungsorganisatorin zwischen Japan und Deutschland und Managerin diverser Künstler:innen mit ihrer eigenen Agentur setten. Sie schreibt regelmäßig für japanische und englische Musikmagazine und hat u. a. für Ostgut Booking, Resident Advisor, Ableton, Sound & Recording Magazine, Berlin Atonal und Poly AM gearbeitet. Fokus von Yuko Asanumas Arbeit ist es, unterrepräsentierten Künstler:innen die Möglichkeit zu geben, sichtbar zu werden und sich zu entfalten, um kulturellen Austausch und Vielfalt zu fördern.

Das Beste für Berlin: Freiräume erhalten – Kultur fördern

clubcommission-logos-03

Mit der Wahl des neuen Bürgermeisters ist die neue Berliner Regierungskoalition aus CDU und SPD im Amt. Im Koalitionsvertrag sind klare Ziele verankert, um die kulturelle und clubkulturelle Vielfalt Berlins zu sichern und zu stärken. Neben der turbulenten Wahl des Bürgermeisters wurden am gleichen Tag die Mitglieder des neuen Senats, darunter auch der neue Kultursenator Joe Chialo, vereidigt.

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat in der Plenarsitzung am Donnerstag, dem 27. April, im dritten Wahldurchgang den neuen Regierenden Bürgermeister Kai Wegner ins Amt gewählt. Die Clubcommission begrüßt die zahlreichen positiven Bezüge zur Berliner Clubkultur im Koalitionsvertrag und erkennt darin ein Bekenntnis der neuen Regierung zur Clubkultur der Hauptstadt, das es einzulösen gilt. 

Aus Sicht der Clubcommission ist es eine zentrale Aufgabe der neuen Regierung, die Besonderheiten der Berliner Kultur in ihrer Gesamtheit zu erkennen, zu schützen und zu stärken sowie Möglichkeiten ihrer freien Entfaltung zu schaffen. Hierfür braucht es klare Konzepte, die die verschiedenen Kultursparten, Orte und Akteur:innen grundsätzlich in die Stadtplanung einbeziehen sowie eine koordinierte verwaltungsübergreifende Zusammenarbeit, die unabhängige Kulturorte in der Stadtentwicklung besser vor Verdrängungsprozessen schützt. Der Koalitionsvertrag der neuen Berliner Regierung beinhaltet viele Vorhaben, die diese Herausforderungen angehen. Die Clubcommission erhofft sich daher eine konsequente Umsetzung der definierten Maßnahmen zum Erhalt und Stärkung der Berliner Kultur und Clubkultur.

Die Clubcommission wertet die Vorhaben der Regierung positiv, sich auf Bundesebene für die Anpassung der Baunutzungsverordnung zugunsten Clubs als Kulturstätten sowie der Privilegierung von Kulturlärm im Immissionsschutzgesetz einzusetzen. Gemeinsam mit der Fortführung des Schallschutzfonds und Clubkatasters sowie eines bezirksübergreifenden Konzepts für Open-Air-Veranstaltungen bieten diese Maßnahmen die Möglichkeit, Clubkultur stärker und langfristiger in der sich kontinuierlich verdichtenden Hauptstadt zu verankern. Durch die Erschließung städtischer Liegenschaften wie der Alten Münze, dem ehemaligen Flughafen Tegel oder der Messe ICC für Kultur und Clubkultur kann der akuten Knappheit an kulturellen Freiräumen zusätzlich entgegengewirkt werden. Eine fehlende Positionierung zum Ausbau der A100 im Koalitionsvertrag lässt darüber hinaus hoffen, dass die große Koalition die Bedeutung der 21 Kulturorte und Clubs entlang des Streckenabschnitts 17 erkannt hat und den Ausbau nicht vorantreiben will.

Als weiteren zentralen Auftrag der Berliner Regierung erachtet die Clubcommission den Ausbau und die Demokratisierung von Förderstrukturen für die Berliner Kulturlandschaft. Eine Vielzahl der im Koalitionsvertrag genannten Kulturveranstaltungen, Festivals, Preise und Auszeichnungen verfolgen diesen Ansatz. Es erfreut die Clubcommission, dass auch der TAG DER CLUBKULTUR, der als Kulturpreis das besondere kulturelle Engagement der Berliner Clubs und Kollektive auszeichnet, in diesem Zusammenhang Erwähnung findet. Gleichzeitig möchte die Clubcommission betonen, dass es einen Ausbau der Strukturförderung bedarf, um langfristig Innovation in der Berliner Clubkultur zu gewährleisten. Hierzu zählen unter anderem Bedarfe für energetische Sanierungen und Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Inklusion sowie Awareness. Von enormer Bedeutung sind darüber hinaus Veranstalter:innen und Kollektive ohne feste Spielstätten, die mit ihrem experimentellen Charakter und häufig ohne kommerzielle Ausrichtung, zunehmend den Charakter der Berliner Clubkultur prägen. Dieses kulturelle Potenzial muss auch angesichts des steigenden ökonomischen Drucks in Berlin erhalten bleiben und zunehmend gefördert werden.

Zusätzlich begrüßt die Clubcommission Joe Chialo als neuen Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt im Amt sowie auch Sarah Wedl-Wilson als neue Staatssekretärin für Kultur. Die Clubcommission freut sich auf eine konstruktive Zusammenarbeit und hofft, dem neuen Kultursenator und seinem Team auch auf den Tanzflächen der einmaligen und vielfältigen Clublandschaft der Hauptstadt zu begegnen.

Abschließend möchte die Clubcommission dem ehemaligen Kultursenator Klaus Lederer im Namen der Berliner Clubkultur persönlich für sein langjähriges Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz danken. Als Kultursenator hat er mit seinem Team der Clubkultur in herausragender Weise zu Anerkennung verholfen und sorgte in Zeiten der Krise für Klarheit, Unterstützung und Perspektive. Wir wünschen Klaus Lederer viel Erfolg in seiner neuen Rolle in der Opposition.

Marcel Weber, 1. Vorsitzender der Clubcommission:
“Wir freuen uns, Joe Chialo als neuen Kultursenator begrüßen zu können und sind bereit für die Zusammenarbeit im Interesse der Kultur unserer Hauptstadt. Als unabhängiges Netzwerk der Berliner Clubkultur ist uns viel daran gelegen, die zahlreichen Herausforderungen dieser vielfältigen Szene gemeinsam mit engagierten Partner:innen anzugehen, die wie auch im Fall unseres neuen Kultursenators, Clubkultur als selbstverständlichen Teil der Berliner Kulturlandschaft begreifen.”

Ansprechpartner für Rückfragen und Interviews:
Lutz Leichsenring
Pressesprecher Clubcommission e.V.
presse@clubcommission.de
+49 171-4159547

Kultur erhalten – Umwelt schützen – A100 stoppen

Eigentlich Sache des Bundesverkehrsministeriums, doch aufgrund der unmittelbaren Betroffenheit wird die Erweiterung im Bauabschnitt 17 von Treptower Park bis Landsberger Allee weiterhin kontrovers in der Berliner Politik und Stadtgesellschaft diskutiert. Seitdem sich eine Koalition von CDU und SPD im Berliner Abgeordnetenhaus anbahnt, scheint es plötzlich, als gehöre der jahrelange deutliche Widerstand der Berliner Regierung gegen die A100 der Vergangenheit an. Dabei sind die Konsequenzen, die die Autobahnerweiterung für die Berliner Kultur, Gesellschaft und Umwelt haben könnte, verheerend.

Nach langen Verhandlungen hat sich der Koalitionsausschuss im Bundestag auf ein „Modernisierungspaket für Klimaschutz und Planungsbeschleunigung“ geeinigt, welches den Ausbau von 144 Autobahn- und Bundesstraßenprojekten vorsieht. Eine Einigung zur Erweiterung der A100 im Bauabschnitt 17 von Treptower Park bis Landsberger Allee konnte jedoch nicht gefunden werden. Der Verkehrsausschuss lehnte sowohl den Antrag der CDU/CSU zum Weiterbau als auch den Antrag der Linksfraktion zum Baustopp ab. Laut Kurzmeldung des Bundestags seien das Ergebnis der laufenden Bedarfsplanüberprüfung und die Position der neuen Berliner Regierung abzuwarten, bevor über die Zukunft des Bauabschnitts entschieden werden könne.

Aus Sicht der Clubcommission – dem Netzwerk der Berliner Clubkultur – stellt der Ausbau der Stadtautobahn ein absurdes Vorhaben dar. Der Bauabschnitt 17 zerstört über Jahrzehnte gewachsene kulturelle Freiräume, soziale Projekte und Kiezgemeinschaften in kaum absehbarer Tragweite. Zwar lässt die Feinplanung des geplanten Streckenverlaufs noch auf sich warten, es ist jedoch jetzt schon erkennbar, dass der Ausbau der A100 einen unwiederbringlichen Verlust an kultureller Vielfalt und Lebensqualität für Berlin bedeuten würde.

Nach aktuellem Kenntnisstand der Clubcommission sind mindestens 21 Clubs und Kulturorte bedroht: 

  • Direkt an der Elsenbrücke wären Else, Club OST, Renate, der neu eröffnete Club M01 und die Bar Krass Böser Wolf von der Autobahnerweiterung betroffen.
  • Die Kino- und Konzert-Location Zukunft, die nach Verlust ihrer Räumlichkeiten hinter die Renate gezogen ist, befindet sich auf einer für die A100 reservierten Vorhaltefläche.
  • Südlich vom Ostkreuz befinden sich mit dem ://about blank, der Bar und Konzert-Venue Zuckerzauber, der Raumerweiterungshalle sowie dem Jugendhouse Elok mehrere Orte von kultureller Bedeutung, die voraussichtlich dem Ausbau weichen müssten. 
  • Nördlich vom Ostkreuz ist die Autobahn teilweise unterirdisch geplant, doch beim S-Bahndreieck am Wiesenweg soll die Untertunnelung in bisher ungeklärter Form enden. Dort befinden sich mit dem OXI und dem VOID Berlin weitere Clubs sowie auch das Kulturkollektiv Wartenburg, deren Fortbestehen durch die A100 bedroht wird. 
  • Am Stadtpark Lichtenberg sind mit dem Kulturzentrum Villa Kuriosum, dem Wagenplatz Scheffelstraße und dem Jugendkulturzentrum Linse weitere Freiräume für Kunst und Kultur in ihrer Existenz gefährdet. Laut Berliner Zeitung würde auch das Theater an der Parkaue unter dem A100-Ausbau leiden. 
  • Neben zwei weiteren Wagenplätzen, dem Rummelplatz und Fips, befinden sich entlang des geplanten Bauabschnitts verschiedene soziale Einrichtungen wie die Notübernachtung am Containerbahnhof der Berliner Stadtmission, Kiezprojekte wie der Bürgergarten Laskerwiese oder auch die Carl-von-Linné-Schule für Körper- und Lernbehinderte, welche direkt am Ende des 17. Bauabschnitts und der vom Ausbau betroffenen Storkower Straße liegt.

Von der sogenannten “Klimaautobahn”, die die CDU ins Spiel gebracht hat und auf deren Dach sich verdrängte Clubs möglicherweise erneut ansiedeln könnten, hält die Clubcommission nichts. Für sie sind Clubs über viele Jahre organisch in ihre Umgebung hineingewachsen und können nicht einfach an eine andere Stelle umgesiedelt werden. So könnte die Autobahnerweiterung das ohnehin seit Jahrzehnten voranschreitende Clubsterben in einer beispiellosen Größenordnung verstärken, dass im Anschluss fraglich wäre, ob Berlin weiterhin mit seinem Ruf als internationale Hauptstadt der Clubkultur gerecht würde. 

Für die Clubcommission ist nicht ersichtlich, wie die A100-Erweiterung auf Bundes- oder Landesebene politische Unterstützung erhalten kann. Anstatt einer Verkehrspolitik hinterherzulaufen, die im Fall des 17. Bauabschnitts ein Relikt aus den 90er Jahren ist, ist es an der Zeit, sich ernsthaft mit der Verkehrswende und dem Stellenwert kultureller Räume in urbanen Gebieten zu befassen. Ein Blick in andere europäische Großstädte wie Amsterdam, Barcelona oder Paris verdeutlicht: Berlin verspielt trotz des einzigartigen Potenzials an Freiräumen, gutem öffentlichen Nahverkehr und internationaler Strahlkraft erneut Chancen, die andere Metropolen längst erkannt haben und zu nutzen wissen. 

Zwar ist der Volksentscheid, der Berlin zur Klimaneutralität bis 2030 zur Klimaneutralität verpflichten wollte, an fehlender Wahlbeteiligung gescheitert, dennoch bleibt der geplante Ausbau der Stadtautobahn aus klimapolitischer Sicht besorgniserregend. Schon jetzt zeugt die deutschlandweit höchste Schadstoffbelastung von akutem Nachholbedarf. Der Abriss intakter Bestandsimmobilien, die zusätzliche Umweltbelastung durch den immensen Bedarf an Zement, Beton und Stahl sowie das erhöhte Verkehrsaufkommen durch den Bau neuer Straßen stehen im direkten Konflikt mit der Notwendigkeit, die Klimakatastrophe aufzuhalten. Die derzeit geschätzten Kosten von einer Milliarde Euro für die 4,1 Kilometer lange Strecke des Bauabschnitts 17 würden eine Fehlinvestition ungeahnten Ausmaßes aus finanzieller, kultureller und ökologischer Sicht darstellen, von der sich die Politik schnellstens verabschieden sollte. Deshalb appelliert die Clubcommission auch an die Berliner SPD, die sich beim Landesparteitag im Juni 2022 mit deutlicher Mehrheit gegen den Bauabschnitt 17 aussprach. Dieser Beschluss muss auch in einer möglichen Koalition mit der CDU unbedingt Gültigkeit behalten.

Marcel Weber, Erster Vorsitzender der Clubcommission:

“Die Planung des 17. Bauabschnitts basiert auch heute noch auf der Vorstellung aus den 90er Jahren, dass die dafür notwendigen Flächen weitestgehend ungenutzt seien. Seitdem hat sich an den Rändern der Berliner Ringbahn allerdings eine vielfältige und lebendige Kulturlandschaft mit Clubs von internationaler Bekanntheit entwickelt. Diese zu erhalten ist nachhaltiger und lohnenswerter für Berlin als der Weiterbau der A100.”

Nora Giesbert, Personalleitung Else und Renate sowie Erweiterter Vorstand der Clubcommission:

“Seit Eröffnung von Else und Renate steht im Raum, dass wir eines Tages der A100 weichen müssen. Während das geplante Bauvorhaben jedes Jahr teurer und unrealistischer wird, haben wir uns mit der Renate seit mehr als 15 Jahren und mit der Else seit zehn Jahren im Kiez behauptet. Wir bieten über 150 Mitarbeitenden eine Anstellung und Menschen aus aller Welt einen Ort des Miteinanders. Es ist an der Zeit, zu erkennen, dass wir an diesen Ort besser passen, als die Stadtautobahn.”

://about blank Kollektiv:

„Der 17. Bauabschnitt der A100 soll von der Elsenbrücke über etliche sub- und clubkulturelle Orte hinweg bis vor unser altehrwürdiges Türpodest und von dort aus weiter nach Lichtenberg, grobe Richtung Mensch Meier, planiert werden. Angesichts des menschengemachten Klimawandels, der CO2- und Feinstaub-Emmissionen und der nahenden Kipppunkte, erscheint dieses Vorhaben vollkommen verrückt. Die Autobahnverlängerung stellt eine Altlast der staatlich protektionierten Automobil-Lobby dar, an deren endgültige Abwrackung sich bisher auch keine sogenannte grüne Partei herangewagt hat.“

Ansprechpartner für Rückfragen und Interviews:

Lutz Leichsenring
Pressesprecher Clubcommission e.V.
presse@clubcommission.de  
+49171-4159547